Wenn das Spiel zur Nebensache wird
© Schalker Kreisel 5. Spieltag 2012/13
Im Juli 2012 feierte der Fanclub Nordhorn ausgelassen sein
25-jähriges Bestehen. Wie (fast) immer war Martin mittendrin. Doch das
ist alles andere als selbstverständlich. Der junge Schalker ist dringend
auf eine Knochenmarkspende angewiesen.
Martin leidet an Aplastischer Anämie. Bei dieser sehr seltenen
Stoffwechselerkrankung ist die Zeööproduktion des Knochenmarks gestört.
Martins Körper kann nicht genügend weiße und rote Blutkörperchen bilden.
Die Folge ist eine extreme Anfälligkeit für Infekte. „Er darf auf
keinen Fall krank werden. Schon die kleinste Verletzung kann für ihn
gefährlich werden“, verdeutlicht Michael Hemmelder die potentiell
fatalen Folgen.
Woche für Woche fiebert Martin als glühender Anhänger der
Königsblauen mit seinem Club. Sofern es sein Gesundheitszustand zulässt,
sitzt er mit im Bus, wenn sich die S04-Fans aus der Grafschaft auf den
Weg ins 120 Kilometer entfernte Gelsenkirchen machen. Dass es sich zuvor
stets eine Genehmigung seines Arztes einholen muss, ist für ihn und den
anderen Clubmitglieder inzwischen Alltag.
Vor kanpp drei Jahren haben die Nordhorner vom Schicksal ihres
Mitglieds erfahren. Seitdem lassen sie nichts unversucht , um einen
passenden Spender für Martin zu finden. Aber noch muss der 22-jährige
warten. Weder die Typisierungsaktion des Fanclubs auf dem Nordhorner
Holschenmarkt noch die der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) beim
Public Viewing in der VELTINS-Arena vor dem DFB-Pokalfinale 2011 haben
bislang den ersehnten Anruf gebracht.
Unter der Schirmherrschaft von Margit Tönnies und unterstützt von der
Stiftung Schalke hilft! Sowie der Aktion Kinderträume e.V. hatten sich
vor einem Jahr 1403 S04-Fans in einer groß angelegten Typisierungsaktion
Blut abzapfen lassen. Auch Manager Horst Held sowie die S04-Profis
Christoph Mezelder, Raul, Peer Kluge und Manuel Neuer hatten sich für
Martin pieken lassen.
„Durch die Typisierung konnten zwei andere Betroffene
Konochenmarkspenden erhalten. Für unseren Martin war aber leider noch
nicht der richtige Spender dabei“, berichtet Hemmelder über das
Ergebnis. Der 48-jährige ist seit der Gründung Vorsitzender des 70
Anhänger zählenden Fanclubs.
Mehr als 35.000 Euro haben die Nordhorner seitdem durch
Benefiz-Aktionen für die notwendigen medizinischen Untersuchungen
gesammelt. „Schalke hilft! Hat uns dabei nicht nur bei der
Typisierungsaktion, sondern immer wieder auch durch Trikotspenden sehr
unterstützt“, betont Hemmelder, der sich ausdrücklich bei der
königsblauen Stiftung bedankt.
„Zudem hat der Verein Martin einen einzigartigen Höhepunkt geschenkt,
als er seine Idole vor der Typisierungsaktion persönlich treffen
konnte. In diesen Momenten merkt man, das unser Vereinslied von den 1000
Freunden, die zusammenstehen, keine Floskel, sondern Ausdruck eines
besonderen gemeinsamen Lebensgefühl ist.“
Dieses Lebensgefühl ist beidseitig. In den vergangenen 25 Jahren ist
der Fanclub ist der Fanclub aus dem südwestlichsten Zipfel Niedersachens
mit den Königsblauen durch dick und dünn gegangen. Ob nach dem Abstieg
aus der Ersten Bundesliga beim SV Meppen oder beim UEFA-Cup-Triumpf in
Mailand – allenorten wehte stolz die Flagge der Nordhorner.
Auch direkt an der niederländischen Grenze träumen sie den Traum von
der Meisterschaft. „Das tun wir auch weiterhin. Schalke ist mein Leben“,
sagt Hemmelder, der seine Frau vor vielen Jahren in der Nordkurve
kennen und lieben gelernt hat. Aber er weiß auch um die Bedeutung seiner
Worte. „Die Wertigkeiten haben sich verschoben. Noch viel mehr wünschen
wir uns, dass endlich ein Spender für Martin gefunden wird.“
Dass sie bei aller Begeisterung für die Königsblauen den Sinn für das
Wesentliche nicht verloren haben, haben die Knappen-Fans auch unlängst
bei den Einnahmen aus ihrer Jubiläims-Tombula bewiesen. Die gingen
komplett an die Kinderstation des Grafschafter Klinikums.